VWL statt BWL
Die Bertelsmann-Stiftung und wirtschaftsliberale
"Experten" betrachten ein Land wie eine Firma.
Bei der Bertelsmann-Stiftung ist es sogar das erklärt Ziel,
Managementmethoden aus der Wirtschaft auf die Politik zu
übertragen.
Eine Volkswirtschaft funktioniert aber wesentlich komplexer als ein
Wirtschaftsbetrieb. Nicht umsonst sind das zwei verschiedene
Studiengänge. Durch den Vergleich einer Volkswirtschaft mit
einem
Betrieb oder einer Haushaltskasse, lassen sich wirtschaftsliberale
Maßnahmen aber leider sehr einfach anschaulich darstellen.
Bei einer Firma muss man aber nur dafür sorgen, die Produktion
zu
verbessern, zu erhöhen oder zu verbilligen. Es geht nur um die
Angebotsseite.
Bei einer Volkswirtschaft muss die Wirtschaftspolitik aber nicht nur
die Angebotsseite beachten, sondern auch dafür sorgen, dass es
genug Menschen gibt, die diese Produkte auch kaufen können.
Eine
funktionierende
Volkswirtschaft braucht Angebot und
Nachfrage. In einem gesunden Gleichgewicht.
In einer globalisierten Welt kann eine Volkswirtschaft zwar
für
eine gewisse Zeit mit einer verringerten Nachfrage leben, und dadurch
ihre Gewinne sogar vermehren, das funktioniert aber nur so lange, wie
die Nachfrage in anderen Teilen der Welt erfüllt wird. Die
Gewinne der Volkwirtschaft mit
Export-Überschuss gehen auf Kosten der Vokswirtschaften mit
Export-Defizit.
Das geht nicht ewig gut, denn dem Land mit Export-Defizit geht das Geld
aus. Das Land mit dem Export-Überschuss macht sich immer
stärker abhängig von den Wirtschaften in anderen
Teilen der
Welt.
In den letzten Jahrzehnten waren die US-Konsumenten die wichtigste
Senke der Weltwirtschaft, weil sie bereit waren, sich für
ihren
Konsum immer weiter zu verschulden. Das hat nur funktioniert, weil die
immer weiter steigenden Preise für ihre Immobilien ihnen als
Sicherheit dienten.
Diese bequeme Situation ist jetzt vorbei.
Für eine
stabile
Weltwirtschaft müsste jede Volkswirtschaft darauf
achten, ihre
Außenhandelsbilanz
einigermaßen im Gleichgewicht zu halten, also
Export-Überschuss oder -Defizit in Grenzen zu halten.
Je nach
Situation des Landes, muss dafür entweder das Angebot oder die
Nachfrage gestärkt werden.
Eine
rein
angebotsseitige Ausrichtung ist keine langfristige Lösung.
Für die einzelnen Volkswirtschaften geht es, wie an der
Börse
oder bei anderen Anlagen, um die Frage Gewinn oder Sicherheit.
Höhere Gewinne gibt es
nur bei höherem Risiko.
Um Weltwirschaftskrisen in Zukunft zu vermeiden, müssen solche
Stabilitätskriterien
weltweit akzeptiert und eingehalten werden.
Letzte Anpassung: 2008-06-17